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Bürgerenergie in den Prozess der Wärmeplanung integrieren - Interview mit der Gemeinde Eitorf

Wie kann Bürgerenergie frühzeitig in die kommunale Wärmeplanung eingebunden werden? Ein Interview mit der Pilotkommune Eitorf im Rahmen des Projekts HEAT it! gibt Einblicke: Von den Herausforderungen kleiner Gemeinden über den Mehrwert von Genossenschaften bis hin zu notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine echte Wärmewende.

 

Was sind aktuell die größten Herausforderungen in Eitorf bezüglich der kommunalen Wärmeplanung – und wie unterstützt das Projekt HEAT it! die beiden Kommunen dabei, diese Herausforderungen zu lösen?

Eine große Herausforderung ist, die sehr unterschiedlichen Strukturen in Eitorf – von dörflich bis dichter bebaut – in einer gemeinsamen Wärmeplanung zusammenzuführen. HEAT it! unterstützt uns hier mit praxisnahen Leitfäden, digitalen Werkzeugen und dem Austausch zwischen den Pilotkommunen. Außerdem sind wir als kleine Kommune natürlich weniger spezialisiert als größere Kommunen. Wir haben keine eigene Abteilung für die Wärmeplanung, sondern die Wärmeplanung ist neben Stadt- und Verkehrsplanung, Klima- und Umweltschutz ein Thema, das personell auf wenige Köpfe verteilt wird.
 

Welche Vorteile hat es für Kommunen, wenn sie bei der KWP Bürgerenergie-Akteure frühzeitig berücksichtigen und aktiv einbinden?

Wir erhoffen uns durch die frühzeitige Einbindung den Aufbau von Vertrauen, Akzeptanz und einer lokalen Wertschöpfung. Bürgerenergiegenossenschaften kennen die Gegebenheiten vor Ort und genießen hohes Ansehen in der Bevölkerung. Außerdem sind Wärmenetze für Endverbraucher in der Regel dann am wirtschaftlichsten, wenn Bürgerenergie-Akteure beteiligt sind. Das macht die Wärmewende sozialer und nachhaltiger. Mit der Bürgerenergie Rhein-Sieg eG haben wir außerdem eine etablierte und erfahrene Genossenschaft in der Region. Wenn eine Bürgerenergiegesellschaft frühzeitig eingebunden wird, kann diese ihre strategische Ausrichtung im Falle einer Umsetzung eines Wärmenetzes entsprechend rechtzeitig anpassen.
 

Politischer Rahmen – welche gesetzlichen Änderungen würden die kommunale Wärmeplanung und ihre Umsetzung voranbringen?

Wichtig wäre mehr Planungssicherheit – rechtlich wie finanziell. Eine dauerhafte gesetzliche Grundlage und klare Schnittstellen zu anderen Planungsprozessen würden helfen, die Wärmeplanung effizienter und verbindlicher zu gestalten. Auch eine bessere Verzahnung von Bund, Land und Kommunen wäre entscheidend – ständige Kurswechsel im Bereich des GEG (oder die Androhung dessen) sind nicht hilfreich. Dass die Wärmeplanung Pflichtaufgabe für Kommunen wurde, war aus unserer Sicht ein sinnvoller Schritt in Richtung Wärmewende. Für die Umsetzung der Pläne hingegen gibt es keine rechtliche Verbindlichkeit. Die Umsetzung der Wärmepläne würde voranbringen, wenn auch weitere Schritte, wie zum Beispiel die Ausweisung von Wärmenetzausbaugebieten oder BEW-Machbarkeitsstudien zur Pflicht würden.
 

Wie bewerten Sie die verfügbaren Tools und Materialien von HEAT it! – und ihre praktische Anwendbarkeit? Z. B. das Werkzeug: Vorbereitung und Beauftragung der KWP? Welche Tools und Materialien wären für die KWP mit Einbindung von Bürgerenergie besonders hilfreich?

Die Materialien von HEAT it! sind praxisorientiert und leicht anwendbar – gerade für kleinere Kommunen. Sie bieten eine wertvolle Strukturhilfe von der Vorbereitung bis zur Umsetzung. Für uns ist es besonders hilfreich, dass HEAT it! immer wieder an die Einbindung der Bürgerenergiegenossenschaft erinnert, was ansonsten im allgemeinen Prozess eher in den Hintergrund gerutscht wäre. Somit sind wir zwar noch früh im Prozess der KWP, haben aber schon Fortschritte im Bereich der konkreten Wärmenetzprojektierung gemacht.
 

Was erwarten Sie von den Wärmeplänen, die in vielen Kommunen gerade erstellt werden? Wie sollte es nach Vorlage eines Wärmeplans idealerweise weitergehen?

Wir erwarten, dass die Wärmepläne ein realistisches, aber ambitioniertes Bild zeigen, wie eine klimaneutrale Wärmeversorgung vor Ort gelingen kann. Entscheidend ist, dass die Pläne nicht in der Schublade verschwinden, sondern konkrete Projekte daraus entstehen – etwa Nahwärmenetze oder Kooperationen mit Bürgerenergiegenossenschaften.
Wir finden es wichtig, schnell Maßnahmen in die Umsetzung zu bringen, wie zum Beispiel ein Sanierungsmanagement für Quartiere ins Leben zu rufen oder Wärmenetzausbaugebiete auszuweisen, sodass Bürger*innen eine entsprechende Orientierung bei der Umrüstung ihrer Wärmeversorgung haben.
 

 

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