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Interview | Mit Uwe Hergert, Energie- und Klimaschutzbeauftragter des Vogtlandkreis

Seit 2008 ist Uwe Hergert Klimaschutzmanager im Vogtlandkreis, hat sich seitdem mit einem großen Spektrum von Themen beschäftigt und viele Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg gebracht. Regionale Kooperation ist ihm besonders wichtig beim Thema E-Mobilität.

 

Guten Tag Herr Hergert. Welche Energiewende- bzw. Klimaschutz-Themen beschäftigen Sie gerade?

Wichtig ist derzeit vor allem das Thema Energieeffizienz: In den kommunalen Liegenschaften haben wir dazu in den letzten 5 Jahren entsprechende organisatorische Maßnahmen eingeleitet und die Anlagen optimiert. Mit dem Ergebnis, dass wir jetzt mit geringinvestiven Maßnahmen ca. 80.000 € pro Jahr dort einsparen. 

Darüber hinaus nutzen wir das Solarkataster Sachsen für die Landkreis-eigenen Immobilien, um festzustellen, auf welchen Dächern und Freiflächen PV installiert werden kann – PV wird bei uns in der Region eher akzeptiert als Windräder.

Unser Ziel ist es, dass sich die Landkreis-Verwaltung energetisch selbst versorgt und mit positivem Beispiel in der Region vorangeht. Dazu ist derzeit eine PV-Anlage im Bau, eine zweite ist in Planung – beide auf Deponieflächen. Wobei es aktuell schwierig ist, die Panels, die technische Ausrüstung und die erforderlichen Solarteure zu bekommen.

Parallel dazu wird ein Holzkompetenzzentrum aufgebaut. D. h. Restholz aus Waldbewirtschaftung und Pflegemaßnahmen aus der Region sollen in Form von Hackschnitzel weiterverwertet werden.

Diese Aufgaben gehen wir in der Region gemeinsam an, mit angrenzenden Landkreisen, mit der IHK, der Handwerkskammer und weiteren Akteuren, von denen jeder bestimmte Aufgaben übernimmt.
 

Wenn Sie an die Energiewende denken, was hat in letzter Zeit gut geklappt?

In einem unserer Berufsschulzentren haben wir begonnen, Wärmepumpen und PV einzubauen, um diese Technologien vor Ort auch für den Lehr- und Lernbetrieb anschaulich zu machen. Darüber hinaus setzen wir sehr stark auf Umweltbildung für Schulen, die wir gemeinsam mit unserem Natur- und Umweltzentrum umsetzen.

Ein weiteres Beispiel dafür sind Klimaschulen, um auch das Thema Klimaschutz mit kleinen Projekten mehr in die Schulen hinein tragen zu können, denn die Lehrpläne hinken manchmal den aktuellen Erfordernissen hinterher. Daher versuchen wir das Konzept der Klimaschulen zu verbreiten, das Schulen dazu anregt, den Fokus im Unterricht stärker auf Klimawandel, Klimafolgen und Klimaschutz zu setzen. Dabei sollen die Jugendlichen am besten spielerisch mit dem Thema in Kontakt kommen. Ein Beispiel dafür ist auch der Energielehrpfad der Stadt Plauen und der Stadtwerke in Reichenbach, die im letzten Jahr entstanden sind und wo an verschiedenen Stationen das Thema Energie für Kinder und auch Erwachsene anschaulich wird.

Kinder, Schüler*innen und Azubis sind zumeist sehr offen für das Thema Klimaschutz, und ich bin oft überrascht, wie viele gute Ideen und Engagement es bei ihnen gibt. Um das zu unterstützen, startet bei uns gerade eine Kompetenzzentrum BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) zur Umsetzung der SDGs in Kooperation mit anderen Landkreisen.
 

Welche Rolle spielt in Ihrer Arbeit die regionale Vernetzung und Kooperation?

Eine ganz wichtige Rolle. Wir veranstalten regelmäßige „EnergieKränzel“ mit angrenzenden Landkreisen (Erzgebiete, Zwickauer Land) und Städten (Plauen, Zwickau und Chemnitz), um uns regional auszutauschen und gemeinsame Projekte zu planen.

Ein gemeinsames Projekt dazu ist die „emot Vogtland“.  Im Rahmen der „Woche der E-Mobilität“ ist für September eine E-Autos-Rallye von Plauen nach Zwickau und zurück geplant. Bei der Tour werden verschiedene Städte angefahren werden, wo Leute mit E-Auto-Besitzer*innen sprechen können und auf Wunsch eine Runde Probefahren können. Außerdem werden EE-Anlagen besucht. Im Rahmen des „Tages der Erneuerbaren Energien“ im April jeden Jahres gibt es Ausstellungen zu Themen wie Wärmepumpen sowie entsprechende Beratungsmöglichkeiten, wo man sich zu Energieeffizienz austauschen kann. Ziel ist es, dass die Bevölkerung aus der Region in direkten Kontakt mit Klimaschutzthemen kommt und das Thema E-Mobilität konkret erfahrbar wird.
 

Wer sind Ihre wichtigsten Kooperations- oder Bündnispartner*innen? Haben Sie ein Beispiel, wo Vernetzung entscheidend zum Erfolg einer Maßnahme beigetragen hat?

Wir haben drei regionale Stadtwerke, mit denen wir eng kooperieren. Gemeinsam haben wir z. B. eine Stromtankstellen-Broschüre und -Webseite entwickelt mit vollständiger Abdeckung für den Vogtlandkreis und die Stadt Zwickau, auch in Kooperation mit angrenzenden Städten. Sie zeigt Autofahrer*innen, wo sie in der Region ihr E-Fahrzeug aufladen können. Die Stadtwerke ermitteln die Daten, aber Informationen kommen auch von Bürger*innen und örtlichen Firmen. Dieses Angebot durch den Landkreis soll für E-Mobilität werben, und wird nicht nur von Bürger*innen, sondern auch von Autohäusern gut aufgenommen, da ein solcher Service möglichen Bedenken entgegenwirkt und E-Autos attraktiver macht.
 

Mit wem möchten Sie sich künftig noch stärker vernetzen, um Energiewende und Klimaschutz schneller voranzubringen?

Wir sind insgesamt in Sachsen schon gut vernetzt, u. a auch überregional mit der Sächsischen Energieagentur (SAENA) in Dresden. Künftig würde ich mich gerne noch stärker mit anderen Landkreisen bundesweit vernetzen, die von der Größe, Struktur und den Herausforderungen ähnlich sind wie der Vogtlandkreis. Vor allem um Blaupausen zu finden und diese dann in unserem Kreis zu kopieren. Zum Beispiel haben wir bei uns einen Stromsparcheck eingeführt – die Idee und das Vorbild dafür habe ich auf einer Landkreis-Veranstaltung in Berlin kennengelernt.
 

Wir danken Uwe Hergert für das Interview.
 

Kontakt: Uwe Hergert, Energie- und Klimaschutzmanager Vogtlandkreis