Aktuelles

Aktuelles

Interview | Mit Robert Brückmann, Leiter Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende

Am 07. April 2022 wurde das Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW) in Halle (Saale) offiziell eröffnet. Den Anstoß dafür gab der Bund, die Umsetzung erfolgt durch die Deutschen Energie-Agentur (dena). Ziel des KWW ist es, die Kommunale Wärmeplanung (KWP) in Deutschland voranzutreiben und Kommunen bei ihrer Wärmeplanung mit Beratung, Best-Practice-Einblick, fachlichem Netzwerk und qualitätsgesicherter Wissensbasis zu unterstützen. Der Leiter des Kompetenzzentrums ist Robert Brückmann, der zuvor bereits über 14 Jahre als Berater im Bereich Erneuerbare Energien tätig war, u. a. in Brüssel.

 

Guten Tag Herr Brückmann. Was hat Sie persönlich zur Kommunalen Wärmeplanung geführt? Wo waren Sie zuvor tätig? Was fasziniert Sie an diesem Thema?

Ich arbeite bereits seit 2008 im Bereich EE auf nationaler und internationaler Ebene. Mit der Zeit wurde mir bewusst, dass bei der Energiewende der Fokus häufig auf den Stromsektor gelegt wurde. Der große Hebel für die Energiewende, der Wärmesektor, der 60% am Endenergieverbrauch ausmacht, stand lange nicht im Fokus. Eine Ursache hierfür ist sicherlich, dass es sich um eines der komplexesten Themenfeldern bei den EE handelt. Statt einer großen Wärmewende müssen etwa 11.700 kleinere geschafft werden – also eine für jede Gemeinde in Deutschland.

Daneben besteht das Problem, dass die Erkenntnisse aus dem Transformationsprozess im Stromsektor nicht einfach so auf den Wärmesektor übertragbar sind, weil es neue und andere Instrumente dafür braucht. Das muss strategisch mit der kommunalen Wärmeplänen geleistet werden. Sie versetzen Kommunen in die Lage, ihre Wärmewende selbst zu gestalten und umzusetzen.
 

Welche Unterstützungsmöglichkeiten bietet das KWW den Kommunen?

Das KWW wurde bereits 2020/21 vom Wirtschaftsministerium vorbereitet, ab Herbst 2021 beauftragt und befindet sich seit der Eröffnung im April 2022 noch im Aufbau. Es ist rechtlich Teil der Deutschen Energie-Agentur (dena), besitzt aber einen eigenständigen Außenauftritt. Bereits jetzt gibt es ein erfahrenes und hochmotiviertes Team von 13 Mitarbeitern, die auch schon die operativen Aufgaben übernommen haben. Das KWW ist Anlaufstelle für Kommunen sowie Stakeholder der Kommunalen Wärmeplanung, die das nötige Know-how für ihren Prozess bei uns anfragen können. Das KWW-Team identifiziert hierfür Best Practices und hilfreiche Instrumente, bereitet eine qualitätsgeprüfte Wissensbasis zur KWP auf und hat dabei den Blick auf das gesamte Bundesgebiet. Daneben arbeitet das KWW an einer Wärmedatenbank. Hierfür werden die Aktivitäten der Landesenergieagenturen betrachtet, überprüft, wo eine Arbeitsteilung sinnvoll ist und wie eine Übertragbarkeit der Daten und Inhalte auf andere Bundeländer sichergestellt werden kann.
 

Was sind aus Ihrer Sicht zentrale Erfolgsfaktoren bei der Wärmeplanung?

Das Commitment innerhalb einer Stadt ist meiner Meinung nach ein entscheidender Faktor. Zentrale Erfolgsfaktoren sind darüber hinaus die verfügbaren Ressourcen, personell und finanziell. Dass das Thema frühzeitig in die Stadtgesellschaft kommuniziert wird, ist dabei essentiell. Die Stadtwerke Halle haben zum Beispiel ihr Sommerfest genutzt, um ihre Pläne bezüglich der Klimaneutralität in Halle (Saale) sowie ihre Unterstützer vorzustellen und die nächsten Schritte der Initiative zu kommunizieren. Dort konnte ein breites Spektrum der Stadtgesellschaft erreicht werden.

Generell bietet die Kommunale Wärmeplanung als Infrastrukturmaßnahme Kommunen die Chance, über Dinge neu nachzudenken, Geld einzusparen, die kommunale Wertschöpfung zu forcieren und die intra- sowie interkommunale Zusammenarbeit zu stärken.
 

Welche Rolle spielt im Planungs- und Umsetzungsprozess die Akteursbeteiligung? Was ist dabei zu beachten? Welche guten Beispiele gibt es dafür?

Was wir immer wieder erfahren haben ist, dass die Kommunale Wärmeplanung ohne die Beteiligung aller betroffenen Akteure nicht funktionieren kann. Konflikte, die vielleicht später aufgetaucht wären und mögliche Bedarfe, können frühzeitig identifiziert und bearbeitet werden. Wobei es wichtig ist, nicht zu viel Energie in die Umstimmung lautstarker Gegner wie Klimawandel-Leugner zu investieren. Viele gute Beispiele haben wir im Austausch mit den Stakeholdern der KWP bereits kennengelernt und bringen sie auf unseren Kommunikationskanälen (LinkedIn, YouTube, Website und unseren Veranstaltungen) nach vorn.
 

Was würden Sie Kommunen, die in die Wärmeplanung einsteigen möchten, raten?

  1. Warten Sie nicht ab, bis Entscheidungen vom Wirtschaftsministerium, z. B. über Förderungen gefallen sind, sondern legen Sie gleich los. Mittel- und langfristig werden sich die Investitionen in die Kommunale Wärmeplanung lohnen, weil dabei viel Geld eingespart werden kann.
  2. Binden sie alle Beteiligten und betroffenen Akteure frühzeitig ein und vergessen Sie die umliegenden Gemeinden nicht.
  3. Informieren Sie sich frühzeitig zum Thema. Z. B. mit dem KWW in Halle oder den etablierten Energieagenturen, mit denen wir auch im engen Austausch und in Abstimmung sind.

Es hilft, wenn wir in den Gesprächen mit Entscheidungsträgern klar machen, wie wichtig die Wärmewende und die Umstellung der Wärmeversorgung für die nachhaltige Daseinsfürsorge ist und welche Chancen sie Kommunen bietet – daran sollten wir alle gemeinsam arbeiten.
 

Wir danken Herrn Brückmann für das Interview.
 

Kontakt: Robert Brückmann, Leiter Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW)

Weitere Informationen: www.kww-halle.de LinkedIn, YouTube